Fehmarn im März

Fehmarn im März

So ging es dann am fünften März 2023 los. Erstmal auf die A46 und dann auf die A1. So wie immer nach Berlin. Nur diesmal blieb es bei der A1, bis zum Ende, die geht nämlich bis nach Fehmarn.

Abfahrt

Die Hinfahrt machte schon eindrucksvoll klar, dass dies kein Frühlingsausflug werden wird. Driven Like The Snow halt.

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Als persönliche Richtgeschwindigkeit hat sich schnell 110 km/h etabliert. Damit ist meine Umweltbilanz ein klein wenig weniger katastrophal, vielleicht.

Die Rezeption vom Campingplatz Wulfener Hals hatte auch noch auf und ich konnte zu meinem Platz "N24" weiterfahren. Naiverweise dachte ich, dass es da jetzt diverse Shops gäbe und Restaurants und schreckliche Tanzveranstaltungen und Bingo und sowas. Das gibt es hier auch alles. Und noch viel mehr! Aber nicht im März. Es hat alles zu, komplett, noch nichtmal einen Cola-Automaten gibt es hier. Manchmal kann eine Dose Schwip-Schwap eine Offenbarung sein. Zum Beispiel, wenn man zwölf Stunden Nachtzug fährt, der auch keinen Cola-Automaten hat, und man dann um halb vier morgens irgendwo mit dem Zug 42 Minuten rumsteht, und man sich am Bahnsteig eine Dose Schwip-Schwap ziehen kann. Aber das ist lange her, das waren noch D-Züge. Nachtzüge sind eine tolle Sache, trotzdem.

Hier auf dem Platz sind gefühlt 90% der Stellplätze belegt. Aber man sieht fast keine Menschen. Ob diese Wagen da nur alle so rumstehen? Ich hab es nicht rausfinden können. Das ganze hat ein wenig den Charme eines postnuklearen Trailer Parks. Oder von The Walking Dead ohne Zombies. Falls das Sinn macht.

Und es ist saukalt. Zum Glück nur da draußen, da das erste, dass ich wegen der Kälte rausfinden musste, war, wie die Standheizung geht. Und die geht zum Glück. Mit Diesel. Umweltbilanz ade. Sie macht manchmal Geräusche, aber es hat nachts auch etwas beruhigendes, wenn man dem Herzschlag der Standheizung lauschen kann. Da sich die Luftaustrittdüsen (ich lerne Fachjargon) zum Großteil am Boden befinden, kann man fast von einer Fußbodenheizung sprechen.

Da es hier keinen Shop gibt, und kein Restaurant, und keinen Cola-Automaten, bin ich gleich nach meiner Ankunft mit dem E-Roller nach Burg auf Fehmarn gefahren. Es war beruhigend zu sehen, dass es da mehrere Menschen auf einmal gab, und auch Restaurants. Don Camillo e Peppone retteten meinen ersten Abend.

Burg ist ganz schön. Was man nicht von der ganzen Insel sagen kann. Gerade im nicht-Sommer fragt man sich so hier und da, wie man sowas bauen konnte.

Südstrand I

Aber das gilt ja leider für fast überall so hier und da. Irgendwann hab ich mal im Maritim in Travemünde übernachten müssen. Weil das Maritim Timmendorfer Strand behauptete, der Computer hätte einen Fehler bei der Buchung gemacht. Eine dreiste Lüge für "überbucht". Heute würde ich denen was erzählen.

Südstrand II

Der Südstrand auf Fehmarn ist wirklich hässlich, da bin ich hinspaziert.

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Das Highlight am Südstrand war, dass ein paar Typen einen Pizza-Automaten aufgestellt haben (daneben war tatsächlich ein Cola-Automat). Und die haben jedem, der vorbei kam, eine Pizza umsonst in die Hand gedrückt. Die mussten den Automaten ja testen. Also liefen oder saßen die wenigen Menschen die da waren mit einer Pizza Salami rum, vor diesen Hotelbrocken. Man kam ins Gespräch und einigte sich darauf, dass die Pizza nicht schlecht sei, das hätte man von einem Automaten nicht erwartet. Pizza-Automaten haben eine Zukunft, auch wegen der sozialen Komponente.

Agrarromantik

Mit meinem Wagen werde ich hier auch freiwillig und unfreiwillig vertraut. Wie das Solardach funktioniert weiß ich zwar immer noch nicht, aber ich hatte schon tiefere Einblicke in das 12V und 230V Bordnetz. Das letztere ging nämlich nicht, sprich die Steckdosen. Nach einigen wirklich netten Telefonaten und E-Mails mit Roadsurfer habe ich dann den magischen Schalter gefunden. Erstaunlich, dass Hymer nicht in der Lage ist, eine vernünftige Anleitung beizulegen. Auch das mühselig eingefüllte Wasser (ein Schlauch fehlt noch) ergoß sich gleich wieder komplett irgendwo unten aus dem Wagen. Ein Sicherheits-/Ablassventil, dass sich unter einem der Sitze versteckt, war Schuld. Überhaupt verbergen sich hier überall irgendwelche Displays, Sicherungen und Ventile. Ich dachte sowas wäre trivialer. Aber ich hab ja Zeit.

Blick auf das U-Boot-Museum "U 11"

Es ist halt kalt. Und am siebten März hatte es dazu noch lässige 34 Knoten. An solchen Tagen freut man sich besonders über die Miniküche und den Kühlschrank, auch wenn wegen Sturm alles etwas wackelt.

Es ist aber auch schön hier. Oder moderner, es ist ganz nice (warum sagen jetzt alle nice? Finde ich sus.). Meine Aktivitäten beschränkten sich zum Großteil auf ein wenig Laufen und Herumspazieren.

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Also wenn ich nicht arbeite.

Die Wassertemperatur der Ostsee beträgt hier so drei Grad gerade. Das ist selbst mit Neo wirklich sehr kalt. Daher sieht man auf dem Wasser auch keine Menschen. Da ich aber mein SUP dabei habe, und es ja sonst nichts zu tun gibt, bin ich mal eine Runde gepaddelt. Das war dann doch etwas grenzwertig, da ich den Wind ein wenig unterschätzt hatte. Und da es, wie gesagt, nicht so viel zu tun gibt, habe ich ein kleines Video draus gemacht. Das war zumindest mal eine erste Übung um mich ein wenig mit DaVinci Resolve vertraut zu machen. Mein Adobe Creative Cloud Abo habe ich kürzlich gekündigt, sowas ist Mist. Und was ich bisher sagen kann, DaVinci Resolve steht Premiere Pro in nichts nach. Seltsam, dass das kostenlos ist. Ist jetzt kein Extremsportclip geworden, aber was soll's.

Heute wurden es dann doch noch unfassbare 12 Grad, auf einmal sind hier doch Menschen, die gleich ihre Stülchen vor den Wagen stellen, und da vorne grillt echt einer. Man muss die 12 Grad ja nutzen! Zum Drohnenfliegen war es bisher zu kalt, aber heute konnte ich dann nicht mehr warten und bin ein wenig rumgeflogen, hier in der Nähe des Campingplatzes. Und bei der Musik hab ich mir auch etwas mehr Mühe gegeben als bei dem SUP Video. Ist aber etwas düster geworden.

Morgen fahr ich dann mal weiter. Zum Plauer See. Die meisten Plätze haben eh noch zu, also muss ich mich bis mindestens April durchschlagen. Ich habe auch langsam das Gefühl, dass große und volle Campingplatze etwas eher furchtbares sind. Ich werde mir mal dieses Landvergnügen in Kürze genauer ansehen. Eine weitere, hier schon gewonnene Erkenntnis, ist, dass ich den kompletten Herbst und Winter (bis ich Ende Februar den Wagen wieder abgebe) irgendwo in Südeuropa sein werde, wo man dann auch schön überwintern kann. Das hat zwar hier jetzt schon erste nette Momente, aber in Deutschland im Winter im Camper zu leben kann nicht so gut sein (un-nice).

Die Platte dieses Stops ist ohne Zweifel Love, Death & In Between von DeWolff. Da sind sie wieder, die Nachtzüge.

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